Irland Rundreise - 1. Tagestour -
Das Hotel in Gort
Irland Rundreise - 1. Tagestour - Das Hotel in Gort
Die
Fahrt von der Klosteranlage Clonmacnoise zum Hotel Gort, nahe Galway
dauerte immerhin noch zwei Stunden. Alle Reiseteilnehmer waren zeitig
aufgestanden, wir hatten die Stadtrundfahrt durch Dublin gemacht,
hatten uns in Dublin noch 1 1/2 Stunden aufgehalten, waren dann
zur Whiskey-Destillerie Kilbeggan gefahren, dann zur Klosteranlage
und nun war die gesamte Reisegruppe mehr oder weniger groggy. Nur
die Babbel-Tanten aus Darmstadt wussten immer noch was zu erzählen,
so dass man immer mal wieder Reiseteilnehmer sah, die genervt mit
den Augen rollten.
In
Gort wartete das privat geführte Hotel "Lady
Gregorie" auf uns, ein schönes Hotel mit alter Tradition
und einem Ambiente aus dem 19. Jahrhundert ohne dies abwerten
zu wollen. Die Empfangshalle mit Ornamenten an den Wänden
und Decken sowie eine Ecke mit softig weichen Sesseln und kleinen
Tischen war erst der Anfang. Über ein wunderschön verziertes
Treppenhaus ging es zu den Zimmern; die Zimmer eine Mischung aus
Neuzeit in alten Gemäuern. Das heißt, eine moderne
Zimmereinrichtung, aber relativ alte Fenster; ein modernes Bad
mit deutlichen Verschleißerscheinungen; eine Tür ohne
Dichtung mit einem Kartenschloss.
Christiane
war froh, als wir endlich im Hotel und endlich im Hotelzimmer
waren, hatte sie doch von der Klosteranlage Clonmacnoise ihre
nassen
Schuhe an, die sie nun sofort auf einen Heizkörper im Bad
zum Trocknen stellte. Sie wollte dann unbedingt auch meine guten
alten Leder-Botten haben, um auch diese zum Trocknen aufzustellen
und konnte dann gar nicht verstehen, wieso ich protestierte; meine
Schuhe waren Fu..z-trocken.
Trotz des relativ langen Tages hatten wir bis zum Abendessen
noch mehr als eine Stunde Zeit und diese Zeit sollte genutzt werden,
um sich im Hotel etwas umzusehen. Im
Hotel integriert war nämlich noch ein Pub, eine nostalgisch
eingerichtete Mischung zwischen Bierbar und Kneipe mit alter Holzbestuhlung.
Hier wollte ich dann mal ein Guinness probieren und Christiane,
sie ist halt Frau und vernünftig, ein Wasser oder Sprudel,
ich weiß nicht mehr genau. Außerdem wollte ich mir
Zigaretten kaufen denn ich war der Meinung, dass zum ordentlichen
Guinness auch eine ordentliche Zigarette gehört.
Im gebrochenen Englisch versuchte ich der Bedienung hinter der
Theke zu sagen, dass ich gerne Zigaretten hätte und dass
ich dazu Silbermünzen zum Lösen der Zigaretten benötigte.
Die Bedienung verstand mich zunächst nicht richtig oder auch
umgekehrt, denn man konnte den Automaten nur nutzen, wenn man
zuvor eine ganz besondere Münze eingeworfen hatte und diese
Münze wollte mir die Bedienung geben. Letztlich aber wurden
wir uns doch einig und eine der Kellnerinnen zeigte und half mir,
wie man die Zigaretten aus dem Automaten bekommt. Stolze 9,20
Euro an Münzen wollte der Automat für 17 Zigaretten
haben. Christiane fragte, ob ich wirklich diese teuren Zigaretten
haben wollte und auf meinen Hinweis, dass ich ja nun wirklich
selten rauche, fragte sie nicht weiter nach. "Die Zigaretten
sind zwar sau teuer", meinte ich, "doch daraus kann
ich doch eine tolle Geschichte für die Website machen".
Gegessen wurde in einem Restaurant, das im Bauernstil hergerichtet
und zum Essen durchaus gemütlich war. Allerdings hatte unsere
Gruppe sich in den hinteren Bereich des Restaurants zu setzen
und da es vorne ein Büffet gab und hinten ausschließlich
bedient wurde, kam es bei einigen aus unserer Gruppe zu Verwirrungen.
Hier
in diesem Hotel fanden sich dann auch die Grüppchen, die
im Verlaufe der Woche sich mehr oder weniger nicht wieder trennen
sollten. An unserem Tisch saßen Ralph und Gerlind aus Brandenburg,
Frank und Beatrix aus Gardelegen, Hartwig und Cornelia aus Bonn,
Sandra
als Single aus Koblenz und Christiane und Willi aus Goslar. Mit
Ralph, Gerlind, Beatrix und Frank waren wir zuvor schon im Pub
des Hotels näher ins Gespräch gekommen, wir hatten
dort schon je zwei, drei Guinness getrunken. Hartwig kannte ich
ja
schon von der Plauderei aus der Whiskey-Destillerie, seine Frau
Cornelia war klar, dass die dazu gehörte und die Sandra hatte
sich sicherlich zu uns gesellt, weil unser Tisch .... weiß
ich nicht ... sie war einfach da und ihr Anblick war den meisten
sicherlich auch nicht unangenehm.
Was
man so am Tisch hörte, waren alle Reiseteilnehmer im
Großen und Ganzen mit den Hotelzimmern zufrieden. Bis auf
Hartwig und Cornelia. Sie hatten es schon im Dubliner Hotel
schlecht
erwischt und nun dieses Hotel: Die Deckenleuchte und eine Stehlampe
an einem der Nachtische funktionierten nicht, in einer Ecke war
es so dunkel, dass man gar nichts erkennen konnte. Das Fenster
vom Zimmer konnte man nur mehr als Luke bezeichnen, und zudem
ließ sich das Fenster nicht öffnen. Im Zimmer war
es verboten zu rauchen und dennoch standen dort zwei Aschenbecher.
Das Bad hatte auch Mängel, ach Hartwig fühlte sich
nur als Opfer. Und
außerdem: Es gibt hier nur Weißbrot
als Toast und nur wenn man ausdrücklich nachfragt, dann
ein Scheibchen Mischbrot und Hartwig kann so gar kein Weißbrot
vertragen.
Die runden Tische mit den 10 Stühlen und 10 Gedecken waren
so bemessen, dass jeder Gast gerade Platz für sich und seine
Gerichte hatte. Für andere Gegenstände boten sich auf
dem Tisch mehr oder weniger keine Ablagemöglichkeiten, so
auch nicht für meine Kamera. Da ich sie zum Abendessen nun
mal dabei hatte und nicht wusste, wohin mit dem sperrigen teuren
Ding, stülpte ich den Haltegurt über die Stuhl-Rückenlehne
so dass die Kamera hinten am Stuhl fast auf dem Boden hing. "Ich
mag das eigentlich nicht, wenn Du die Kamera so an den Stuhl hängst,
nachher vergessen wir sie", meinte Christiane, doch ich winkte
ab; die Kamera war gut verstaut und wie sollte ich diese gute
Kamera vergessen können.
Simone die Reiseleiterin hatte schon im Bus erzählt, dass
es im Hotel eine Sauna gab und auch ein Schwimmbad, und diese
wollten wir im Anschluss an das Abendessen in Anspruch nehmen.
Interessant dabei, die Iren gehen wegen ihres katholischen Glaubens,
ausschließlich mit Textilien in die Sauna ... auch eine
neue Erfahrung, die man mal gemacht haben muss. Zunächst
aber wollten wir uns einmal den Reiseverlauf von Gerlind kopieren.
Alle hatten vom Veranstalter einen Reiseverlauf zugeschickt bekommen,
nur wir scheinbar nicht (am Ende der Reise stellte sich heraus,
Christiane oder ich hatten unseren Reiseverlauf in den Wust der
Eingangspapiere auf unserem Schreibtisch vergraben, sie waren
doch geschickt worden).
Während Christiane zur Rezeption ging und um Fotokopien
bat, setzte ich mich mit Hartwig ab, um eine Zigarette zu rauchen.
Das Guinness-Bier zuvor im Pub und jetzt noch eines am Tisch hatte
ihre Wirkung gezeigt und ich war der Meinung, jetzt auch mal eine
Zigarette mitrauchen zu können. Allerdings hatte ich keine
Zigaretten mitgenommen, so dass ich mir von Hartwig eine schnorren
musste. Wie bei uns in Deutschland auch: geraucht wurde draußen.
Das Hotel hatte für die Raucher aber immerhin einen Unterstand
mit zwei Bänken und zwei Tischen aufgestellt, kalt war es
dennoch, zumal man sich während des Essens nicht großartig
eingepackt hatte.
"Ach hier bist Du". Ich hatte meine Zigarette noch
gar nicht aufgeraucht und schon hatte Christiane mich auf Ihrer
Fahndungsliste. "Das Bad und die Sauna haben noch bis 22:00
Uhr geöffnet", umschrieb Christiane ihre Aufforderung,
ich möge bitte in die Stiefel kommen. "Ja, ich komme,
wir gehen dann gleich nach oben, ziehen uns um und gehen dann
in die Sauna".
Unten an der Rezeption wies man uns noch einmal ausdrücklich
darauf hin, dass die Sauna nur >>mit<< Textilien benutzt
werden darf. Wir hatten dort gefragt, durch welche Tür wir
zu gehen haben. Im Badbereich kam man zunächst an eine weitere
Rezeption mit einem Art Bademeister der offenbar dafür zu
sorgen hat, dass niemand in den Saunabereich geht, der dort nichts
zu suchen hat. Außerdem wies er die Badegäste ein indem
er darauf hin wies, dass das Schwimmbecken ausschließlich
mit einer Badekappe genutzt werden darf und dass man sich Kappen
für 3,00 Euro Pfand ausleihen kann. Mich ließ er durch
die Schleuse (Zahlenschloss 1313) in den Saunabereich, wobei nach
dem Umkleiden feststellen musste, dass die Schränke nur mit
einem Euro Pfand abschließbar waren und ich gar kein Geld
dabei hatte. Also noch einmal anziehen, Geld holen und dann noch
einmal von vorne.
Die Sauna bestand aus einer Dampfsauna und einer 60 Grad Sauna
und wurde scheinbar vorwiegend von Leuten benutzt, die im angrenzenden
Fitness-Bereich trainiert hatten. Eine kleine Kaltdusche war noch
vorhanden, zwei oder drei Kleiderhaken und das war’s. Keine
Ruheräume, keine Liegen, kein gar nichts. Also zum Saunen
und Erholen wie man es in Deutschland als Wellnessoasen kennt,
war dieser Bereich gänzlich ungeeignet.
Das härteste aber waren die Sauna-Gäste. Zwei drei
Männer in Bermuda-Shorts schwitzen in der 60 Grad Sauna als
ich kam, eine Frau in Badeanzug, spindeldürr saß noch
in einer halbdunklen Ecke. Dann aber kamen zwei junge Frauen mit
Leggins und Top, die typischen Fitness-Klamotten und so wie sie
waren, gingen sie mit ihren verschwitzten Klamotten auch in die
Sauna. Keiner der Anwesenden kannte die Gepflogenheit, dass man
sich auf ein mitgebrachtes Handtuch zu setzen hat und niemand
wusste scheinbar, dass Badelatschen in der Sauna nichts zu suchen
haben.
Mit 60 Grad war es nicht allzu heiß in der Sauna und weil
ich keine Gelegenheit hatte mich irgendwo auszuruhen, blieb ich
länger als normal in diese Sauna. Ich wusste, Christiane
wollte noch kommen und ich wollte nicht schon wieder weg sein.
Christiane kam, einige gingen, darunter dann auch die zwei jungen
Frauen in Voll Montur; sie waren etwa 15 Minuten in der Sauna
gewesen. Ohne sich abzuduschen trotteten beide wie selbstverständlich
zur Ausgangstür und weg waren sie. Also mit Hygiene hat das
wohl wenig zu tun, aber was erträgt man nicht alles, wenn
man katholisch ist.
35 Minuten in einer 60 Grad Sauna, das ist auch für einen
regelmäßigen Saunagänger genug. MIT Badehose duschten
wir uns ab und damit sollte es für diesen Tag auch genug
gewesen sein. Der Weg führte direkt ins Hotelzimmer und direkt
ins Bett; dieser Tag hatte uns geschafft.
|