Irland Route 1 - Die Besichtigung
der Whiskey-Destillerie in Kilbeggan
Die Whiskey- Destillerie in Kilbeggan
Nachdem
die Reisegruppe durch Dublin Stadt geführt worden war
und man Gelegenheit gehabt hatte, im "Kilkenny", einem
Cafe & Restaurant noch etwas zu Essen, ging es von der Ostküste
quer über die irische Insel Richtung Westküste. Zuvor
hatte die Reisegruppe ihren ersten innerlichen Konflikt zu lösen:
Ein Pärchen hatte nämlich unsere Sitzplätze
belegt und wir waren "gezwungen" uns andere Plätze
zu suchen. Diese Plätze waren zuvor von einem bayerischen
Ehepaar belegt gewesen. Sie schauten uns ungläubig an,
ich zuckte die Achseln und meinte: "Tut mir Leid, unsere
Plätze waren gerade
eben schon belegt, setzen Sie sich doch eine Reihe vor uns hin"
(diese waren ebenfalls noch frei). "Wo ham sie voher ghockt?"
fragte er. "Da hab i ghockt" meinte ich zurück und
er setzte sich dann ohne weitere Diskussion auf die noch freien
Plätze. Dadurch verloren aber weitere Teilnehmer die Orientierung,
doch dann beruhigte sich die durcheinander gewürfelte Menge
wieder.
Ein sattes Grün zeigte sich links und rechts der Straßen.
Dort wo keine Hügel zu sehen waren, erinnerte mich das Land
mit dem eingeregneten Wetter doch sehr an meine Heimat Ostfriesland.
"Tolles Land, tolles Wetter" sagte ich im Bus immer
wieder und das meinte ich durchaus ernst, obwohl mich einige meiner
Reisebegleiter ungläubig anschauten. Ich persönlich
hatte kein anderes Wetter erwartet und hatte nach vielen Jahren
(ich lebe seit 20 Jahren nicht mehr in Ostfriesland) endlich mal
wieder heimatliche Gefühle. Während Christianes Bronchen
das Wetter so gar nicht gut fanden, fühlte ich mich wie ein
Fisch im Wasser. "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt
nur schlechte Kleidung", diesen Spruch konnte ich nur voll
unterstreichen.
Der
Weg führte uns auf etwa der Hälfte der Fahrtroute durch
Kilbeggan, einer Kleinstadt mit gerade einmal 800 Einwohnern.
Hier befindet sich seit 1757 eine Whiskey Destillerie mit der
angeblich bekannten Whiskey-Marke "Locke's" (ich kenne
keinen Whiskey). 1953 wurde die Brennerei geschlossen und 2007
wieder eröffnet. Die alten Gebäude dienen seither einerseits
vorwiegend als Fasslager, andererseits als Museum.
Die Whiskey Destillerie Kilbeggan konnte mich persönlich
so gar nicht vom Hocker hauen. Man sah, die Destillerie hatte
schon bessere Zeiten gesehen und zeigte sich im besten Museum-Ambiente.
Rauchschwarz verwitterte Gemäuer mit einem großen betonierten
Parkplatz für Busse und einem relativ neuen Toiletten-Flachbau.
Im Inneren des Museums hatte man weitgehend alles so gelassen
wie es 1953 bei der Einstellung des Betriebes wohl verlassen worden
war. Wenn man bedenkt, dass in diesen alten Gemäuer so etwas
wie "Lebensmittel" hergestellt wurde, na dann man Prost!
Die Führung leitete ein junger Ire der in einem gebrochenem
Deutsch versuchte, uns die Geschichte der Destillerie näher
zu bringen. Viel mitbekommen habe ich davon nicht, denn einerseits
hat´s mich weniger interessiert, andererseits war die Destillerie
auch zu eng, als das die 47 Teilnehmer alle in der ersten Reihe
hätten stehen können. Außerdem wollte ich von
den alten Maschinen und Geräten Bilder machen und konnte
mich daher weniger auf die Vorträge konzentrieren.
Natürlich durfte eine Verköstigung in der Destillerie
nicht fehlen, sie war allerdings so ganz anders als ich es von
zwei Brauereibesichtigungen in Deutschland aus den 1970er Jahren
in Erinnerung hatte. Ob bei Doornkaat in Norden Ostfriesland oder
bei der Rolinck Brauerei in Steinfurt / Nordrhein-Westfalen war
alles so sauber und rein. Hier aber gab es staubige Whiskey-Fässer
und staubige Sitzbänke. Jeder der wollte bekam einen Whiskey
in einem Glas aus dem ich zuhause Saft trinke; ein Freiwilliger
durfte dann noch drei Whiskey-Sorten unterscheiden und bekam als
Präsent eine Mini-Whiskey-Flasche und das war’s dann
auch schon. Allerdings:
Für den eine Millionsten Besucher Namens "Erwin Hennefart"
reifte ein 200 Liter Fass mit Whiskey in der Halle und dies war
dann doch außergewöhnlich.
Simone, unsere Reiseleiterin hielt sich dezent zurück, sie
hatte diese Führung sicherlich schon hundert Mal ertragen
müssen. Nach der Verköstigung drängte sie zum Aufbruch.
Zum Kauf von Whiskey in der Destillerie hatte sie zuvor abgeraten
weil sie meinte, der Whiskey hier sei teurer als in den ... Shops
am Flughafen und wer unbedingt Whiskey mit nach Hause nehmen wolle,
solle sich dort mit Vorrat eindecken.
Auf den Weg zum Bus überholten wir dann Hartwig, einen hageren
älteren Mann mit Elbsegler und einer Regenjacke mit der Aufschrift
"Marathon Bonn". Hartwig war ganz offensichtlich Kettenraucher
und hatte sich vorsorglich noch eine Zigarette angesteckt. "Na,
das ist auch ne Kunst: Rauchen und dann Marathon laufen und das
in dem Alter, mein Kompliment", meinte ich, während
Christiane und ich ihn eingeholt hatten. "Nee, nee, ich war
in Bonn nur einer der Posten" meinte er in einem trockenen
nordischen Akzent. Ich wusste gleich, dieser Mann musste von der
Küste kommen und damit würden wir uns für diese
Fahrt schon aus "Berufs wegen" ohne weitere Worte verstehen
und so war es dann auch. Hartwig kam ursprünglich aus Flensburg
und wohnte jetzt offensichtlich in Bonn.
Im
Bus dann die Katastrophe: Der Bayer der so gerne vor uns auf den
Sitz ghockt hätte kam erneut zu spät. Nun war sein ursprünglicher
Platz nicht nur belegt, sondern auch sein Platz von Dublin bis
Kilbeggan. Ein Pärchen aus Halberstadt hatte sich diesen
Platz wieder zurückerobert. Nun musste unser bayerisches
Ehepaar sich erneut einen Platz suchen, und zwar weiter vorne
im Bus und hier nun gab es richtigen Stress. Dort nämlich
hatten es sich die Sechs Darmstädter gemütlich gemacht,
die es nun gar nicht witzig fanden, dass sie plötzlich auseinander
gerissen wurden. Mit einem heftigen hessischen Gebabbel wurde
das bayerische Ehepaar streitsüchtig angegangen, die sich
dann tatsächlich dort vertreiben ließen.
Simone, die die Auseinandersetzungen notgedrungen mitbekam musste
schlichten und meinte, wir seien doch eigentlich alles erwachsene
Menschen und es wäre doch egal, wo jeder sitzt. Sie gab dann
vor, jeder könne sich am Anfang eines Tages selbstverständlich
einen neuen Platz suchen, aber bitte schön während der
Tagesfahrten dann auf den zuvor gewählten Platz sitzen bleiben.
Fürs erste war der Streit geschlichtet, die Fortsetzung
sollte dann am nächsten Morgen folgen.
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