Irland - Die Anreise von Goslar nach Dublin
Von der Wohnung zum Bahnhof
Heute also, am 06.06.2012 sollte das Abenteuer "Irland" und "Dublin" beginnen,
doch noch war nicht sicher, ob wir Irland am heutigen, Tage überhaupt
erreichen würden.
03:30 Uhr war es, als mein Wecker im Handy klingelte und wie so üblich,
war ich sofort aufgesprungen, um meinen Zeitplan nicht durcheinander
zu bringen.
Die Nacht hatte ich sowieso nicht gut geschlafen, zu wichtig war
dieser Tag und zu viele ungelöste Unwegsamkeiten lagen vor
mir, wenigstens in meinen Gedanken. Ich war wie gesagt, noch niemals
mit dem Zug zu einem Flughafen gereist, ich wusste weder wie so
etwas ablief noch was zu beachten war. Ich tröstete meine Gedanken
damit, dass einerseits meine Christiane an meiner Seite war, andererseits
Millionen von Menschen tagtäglich vor ähnlichen Problemen
stünden und jeder war bisher scheinbar immer zielgenau angekommen.
Die Bahn und auch die Flughäfen konnten sich gar nicht erlauben,
dass hunderte von Reisende tagtäglich an den Bahnhöfen
und an den Flughäfen herum geisterten, man wird wohl idiotensichere
Wege für unerfahrene Reisende geschaffen haben.
Nachdem ich mich geduscht hatte rief ich Christiane. 04:00 Uhr
war zwar früh, doch spät genug um sich bis um kurz nach
05:00 Uhr reisefertig zu machen.
"
Wie bekommen wir eigentlich unsere Koffer zum Bahnhof",
meinte Christiane noch im Halbschlaf. In der Nacht hatte ich mir
insgeheim auch schon Gedanken gemacht, war aber nicht wirklich
zu einem Ergebnis gekommen. Am gestrigen Tag hatte ich noch gemeint,
ich könne die Koffer zum Bahnhof tragen, doch das hatte ich
mir am gestrigen Abend aus dem Kopf schlagen müssen. Kurz
vor dem zu Bett gehen hatte ich nämlich die Koffer angehoben
und dabei wusste ich sofort, DIE kann ich keine 1.500 Meter zum
Bahnhof schleppen, ohne anschließend total fertig zu sein.
"Wir hätten die Koffer gestern ja auch kurz mit dem
Auto zum Bahnhof fahren und dort in einem Schließfach deponieren
können", meinte Christiane und ich musste ihr mit einem
wichtig aussehenden Gesicht zustimmen. "Na, wir werden ´ne
Taxe nehmen", antwortete ich und sah im Koffertransport so
gar keine Probleme. DIE kamen allerdings als wir versuchten, für
05:10 Uhr überhaupt eine Taxe zu bekommen.
In meinem Handy hatte ich seit Jahren zwei Nummern von Taxi-Zentralen
gespeichert, die ich während meines Single-Daseins vor etlichen
Jahren einmal eingegeben hatte.
In der ersten Zentrale sprang ein Band an, das mir verriet, dass
der Dienst dort erst gegen 06:00 Uhr los geht. Die zweite Nummer
war mit einem Mann besetzt, der seiner Aussprache nach wohl ein
Deutsch-Türke sein musste und der erklärte mir, dass
er nur alleine sei und für meine Fahrt keine Zeit habe. Weitere
Nummern hatte ich nicht, aber Christiane: Die dritte Zentrale
war gar nicht zu erreichen und erst bei der vierten hatten wir
Glück. Ja, sie könnten eine Taxe schicken, es könnte
aber 05:15 oder später werden.
Na klasse! Einmal in 50 Jahren möchte man eine Taxe haben
und dann ist keine zu bekommen. Typisch Harz, typisch Goslar,
typisch Kleinstadt, einfach blöd. Doch wenn alle Stricke
reißen würden, unser Auto stand ja noch in der Tiefgarage;
der Zug fährt um 05:32 Uhr und dann muss das Auto halt eine
Woche auf dem Bahnhofsparkplatz stehen bleiben.
Mit
der Zusage auf eine Taxe und dem Bewusstsein, zur Not auch noch
das Auto nehmen zu können, ließ es sich in unserer
kleinen Küche noch in Ruhe ein Käffchen Kaffee trinken
und Wegzehrung in Form von Leberwurststulle ließ sich auch
noch schmieren. Christiane war währenddessen dabei, sämtlich
Vorräte aus dem Kühlschrank in eine Tüte zu packe
und für ihre Tochter bereitzustellen. Warum es denn dann
die Marmelade im angebrochenen Zentis-Becher und die Leberwurst
im kleinen Weck Glas sein musste, war mir schleierhaft. Christiane
aber meine auf meine kritische Nachfrage: "die Sachen werden
bis zu unserer Rückreise ganz sicher schlecht und dann kann
Katharina sie besser aufbrauchen". Na gut! Ich hätte
den Sachen zwar eine längere Haltbarkeit zugetraut, doch
warum streiten um so unwichtige Dinge?
Die Taxi war widererwarten doch schon da, als wir nach unten
auf den Parkplatz unserer Wohnanlage gingen. Es war ein alter
Mercedes Kombi in dunkel
Blau, angerostet und weit in die Jahre
gekommen. Der Fahrer war ein bullig aussehender Typ und bis an
die Halskrause
tätowiert. Wenn ich ihn nicht aus diesem "Taxi" hätte
aussteigen sehen, so hätte ich ihn als Türsteher der übelsten
Sorte eingeordnet, der ganz, ganz, ganz sicher keiner Konfrontation
aus dem Wege gegangen wäre.
Doch Irrtum: Mein brutaler Schläger entpuppte sich als
ein überaus freundlicher junger Mann, der uns die Koffer
sogar abnahm um sie in den Wagen zu heben und uns dann mit einer
noch freundlicheren Stimme in sein Auto zu bitten. Ohne Problem
ging er sofort auf unsere Fragen ein und meinte, wir hätten
Glück, überhaupt ein Taxi bekommen zu haben, denn um
diese Zeit und später seien alle Taxen komplett ausgebucht
um Schüler im Landkreis zur Schule zu fahren. Nach unserem
Wunsch setzte er uns punktgenau vor dem Bahnhof ab und zwar so,
dass wir gar nicht mehr weit zu laufen hatten. Außerdem
hob er die Koffer wieder aus dem Wagen und wünschte uns
eine schöne Urlaubsreise. Damit hatte er sich ein großzügiges
Trinkgeld verdient, den Rest von 10,00 Euro auf 6,20 Euro Taxikosten
wollte ich nicht zurück haben.
Am
Bahnsteig kam allerdings schon die nächste Hürde, denn
es war nicht genau ersichtlich, ob der wartende Zug denn der richtige
war. An der Anzeigetafel stand "Kreiensen"
(unsere Richtung), am Zug stand "Braunschweig"
und Braunschweig war nun ganz sicher nicht richtig. Christiane
aber schritt wie selbstverständlich auf die Wagontür
dieses Zuges zu, um einzusteigen. Ich war mir nicht sicher und
schritt deshalb sicherheitshalber den Zug ab um dann festzustellen,
dass unser Zug sich hinter dem Braunschweiger Zug am selben Bahnsteig
befand. Ich winkte Christiane heran und mit einem ordentlichen
Gelächter stiegen wir beide ein. Es dauerte auch nicht mehr
lange und schon hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, wir hatten
die erste Hürde geschafft.
Bei den ersten Aufnahmen mit meiner Digitalkamera am Bahnsteig
Goslar war mir aufgefallen, dass sich die Motive durch den Sucher
der Kamera nicht scharf einstellen ließen und bei derartigen
Ereignissen überwältigt mich ganz leicht und ganz schnell
einmal eine leichte bis mittelschwere Unruhe, so auch jetzt. Die
Kamera-Beschreibung hatte ich natürlich nicht dabei und kein
Knopf schien scheinbar geeignet, die Suchschärfe richtig
einzustellen. Beim Kauf der Kamera vor rund 9 Monaten hatte der
Verkäufer dieses Problem angesprochen, daran konnte ich mich
erinnern. Er
meinte, man könne den Sucher auf die eigene Dioptrienstärke
einstellen und hätte somit immer ein scharfes Bild, auch
während der Aufnahme. Nun wusste ich aber verdammt nicht
mehr, wie man diese Schärfe einstellen konnte. Ich selber
beruhigte mich zunächst damit, dass ja die Fotos durch die
Automatik sowieso scharf seien und Christiane meinte, ganz sicher
sei auf der Reise jemand zu finden, der sich mit solchen Kameras
auskennt.
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