Irland - Anreise - Die Zugfahrt von Goslar nach Frankfurt
Die Zugfahrt von Goslar nach Frankfurt
Die erste Umsteigestation war keine 20 Fahrminuten entfernt; ein
Bahnhof am Harzrand, klein, unbedeutend und seit 50 Jahren hatte
es scheinbar nur Versuche gegeben, diesen Bahnhof zu renovieren.
Schotterbahnsteige wechselten sich mit modernem Pflaster ab, in
der uralten Bahnhofsvorhalle war eine moderne Abtrennung mit Getränke
und Zeitungsstand zu erkennen. Die Laufbänder für die
Koffer an den Treppen der Gleisunterführungen zeigten sich
dreckig, ausgebleicht und funktionsuntüchtig; der Bahnsteig
an der Hauptverkehrslinie war stellenweise notdürftig mit
Schotter ausgebessert.
In Goslar hatte ich die beiden Koffer oben auf der Gepäckablage
abgelegt und hier an dem alten maroden Schitt-Bahnhof hatte ich
mich prompt verhoben. Ich hatte den Fehler gemacht, den kleineren
Koffer zunächst vor meine Füße abzustellen, so
dass ich beim größeren Koffer meinen Oberkörper
etwas vorbeugen musste und schon schoss ein Blitz in die untere
Hälfte meiner Wirbelsäule. Mit diesem Handicap hatte
ich die Koffer über die Schotterpiste des Nebengleises, dem
kurzen modern gepflasterten Übergang, den Treppen hinunter
und hinauf zum Bahnsteig der Fernverkehrsstrecke zu tragen. Nicht
einfach und nicht witzig bei einer schmerzenden Wirbelsäule,
aber "Ritter Willi" mit dem Gemüt und Willen eines
ostfriesischen Kaltblüter Hengstes, ließ sich diese
kleine Einschränkung nicht weiter anmerken.
Ärgerlicher dagegen die Geschichte mit dem unscharfen Sucher
in der Kamera. Ja ich weiß, die aufgenommenen Bilder werden
trotzdem scharf und es ist auch denkbar, dass der eine oder andere
unserer späteren Mitreisenden die Kamera richtig einstellen
könnte, aber ich war hier und jetzt an dem komischen Schotterpisten-Bahnsteig
und hier wurmte es, dass der Sucher unscharf ist. Immer
wieder versuche ich, den Knopf für die Einstellung der Dioptrien
Stärke zu finden; immer wieder fixierte ich dabei die Schrift
der Anzeigetafel und immer wieder machte es "Klick",
weil ich den Auslöser zu weit nach unten drückte. Ein
junger Mann am Bahnsteig musterte mich und musste auch wohl denken,
"der Junge hat einen Schatten", denn immer wieder das
gleiche Motiv aufzunehmen, machte eigentlich keinen Sinn.
Natürlich hatte der Zug nach Göttingen Verspätung,
allerdings nur 10 Minuten und in Göttingen hätten wir
sowieso 35 Minuten Aufenthalt gehabt. Also noch Zeit und keine
Panik. Der Zug nach Göttingen kam, wir stiegen ein und fanden
im fast leeren Zug auch gleich vorne Plätze mit einer Ablagemöglichkeit
für die Koffer. Kaum saß ich auf meinem Platz und schon
hatte ich das Problem mit der Kameraeinstellung gelöst. Irgendwie
kam mir in den Sinn, dass am Sucher ein kleines Rädchen sein
muss, mit dem man die Dioptrien Stärke regulieren kann und
so war es auch. Dieses Rädchen hatte ich vorher nicht gesehen.
Eine kleine Drehung nach vorne hatte genügt und schon zeigten
sich die Motive in einer exzellenten Schärfe.
Wie bei vielen Bahnhöfen, so liegen auch in Göttingen
die Bahngleise oberhalb der Ladenzeilen. Obwohl wir am gleichen
Bahnsteig unseren Zug nach Frankfurt zu nehmen hatten, blieb
mir nichts anderes übrig, als unsere Koffer erst die Treppe
nach unten zu schleppen, denn mich dürstete nach einem Kaffee
und den gab es eben nur unten. Gleich an der Treppe befand sich
auch eine kleine Bäckerei. Der etwas ältere Verkäufer
schüttete mir den Becher dann derart voll mit Kaffee, dass
ich es nicht verhindern konnte, eine Spur von Kaffeetropfen auf
den Bahnhofsboden zu hinterlassen. Ich drückte Christiane
den vollen Becher in die Hand und schleppte die Koffer wieder
nach oben - geschafft.
Im Zug von Göttingen nach Frankfurt kam dann die Frage,
müssen wir in Frankfurt eigentlich noch einmal umsteigen
um mit einer Regionalbahn zum Flughafen zu gelangen. Und wie
ist das eigentlich mit der Zeit am Flughafen? Genügen 1
3/4 Stunden um uns einzuchecken?
Die Frage mit der Zugverbindung wurde beantwortet mit einem kleinen
Faltblättchen, das in den ICE-Zügen ausliegt: dieser
Zug fuhr direkt zum Flughafen, und zwar eine Station nach dem
Frankfurter Hauptbahnhof. Und wie ist das mit der Zeit? Christiane
nahm ihr Handy, ein kleiner Anruf bei Berge und Meer und schon
hatten wir die Gewissheit, ja, die Zeit reicht, keine Sorge und
einen schönen Urlaub.
"
Das ist sehr angenehm", meinte Christiane. "Wenn man
bei >>Berge und Meer<< anruft, dann kennt man uns
und unser Reiseziel. Man hat sofort einen kompetenten Gesprächspartner
am Telefon, großartige Erklärungen hat man nicht abzugeben".
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