Seafood Chowder - Meeresfrüchte-Sahneeintopf
Irland Route 3 - Meeresfrüchte-Sahneeintopf
So
schön die Irland-Rundreise auch sein mochte, einen kleinen
Wehrmutstropfen hatte die ganze Geschichte, und zwar das Essen.
Es war nicht die Tatsache, dass man uns gewöhnungsbedürftige
Gerichte in einem "fremden" Land vorsetzte, es war vielmehr
die Tatsache, dass die Pausen zwischen den Mahlzeiten einfach zu
lang waren. Am frühen Morgen das "Irish Breakfast"
und am späten Abend das warme Essen aus der Halbpension und
zwischendurch war nicht immer Zeit, um auf eigene Kosten für
ein Mittagessen einzukehren.
Für die Privilegierten aus unserer Reisegruppe, das heißt
diejenigen die das Zusatzpaket gebucht hatten, gab es nach dem
Besuch von den Cliffs of Moher ein traditionelles irisches Gericht
zum Mittagessen, und zwar das "Seafood Chowder", ein
Meeresfrüchte-Sahneeintopf. Hierzu ging es mit dem Bus weiter
entlang der Atlantik-Küste zu einem einsam gelegenen Ort
namens Spanish Point, dafür aber in ein Nobel-Hotel mit allem
Schnickschnack. Warum die Investoren in dieser Einsamkeit in einem
derartigen Pracht-Klotz investiert haben, hat Simone uns nicht
verraten.
Diese
Fischsuppe war für Christiane schon vom ersten Tag an immer
wieder ein Thema. Immer wieder meinte sie, wenn man uns Tintenfischarme
servieren würde, würde sie auf diese Suppe verzichten
wollen. Sie hatte irgendwie immerzu rohe Tintenfisch-Ringe von
den noppigen Armen in ihren Gedanken, ich mehr die glotzenden
Augen von einem gekochten Fisch, den man mir in den frühen
1980er Jahren einmal in Bad-Iburg servieren wollte.
Am
Armada Hotel
angekommen, führte man uns durch einen schmalen Gang in einen
nächsten schmalen Gang und dann in eine Lokalität, die
etwas verwaist aussah, es war halt früher Nachmittag an einem
Wochentag. Die nicht so privilegierten Teilnehmer hatten einen
anderen Weg zu nehmen, wie sich später herausstellte, in
ein belebteres Restaurant mit einer sonnigen Terrasse, von der
man einen fantastischen Blick aufs Meer hatte.
Wie gewohnt stand eine Karaffe Wasser auf den Tisch, allerdings
keine Gläser, die wir uns dann allerdings von einem verwaisten
Tresen organisierten. Zwei junge Kellnerinnen von kräftiger
Gestalt hatten in diesem Klotz von Hotel lange Wege zu gehen,
um uns in dem abgelegenen Teil zu bedienen. Alles wirkte irgendwie
kühl, eben halt so, wie verwaiste Räumlichkeiten wirken.
Dann
endlich kam unsere Fischsuppe und sie sah dann so ganz anders
aus, als ich mir sie vorgestellt hatte, ich glaube Christiane
und den anderen ging es ähnlich. Eine Runde Tasse mit einem
sahnigen Etwas, wobei Fisch(e) nun gar nicht zu identifizieren
waren. Im ersten Moment erinnerte mich dieses Gericht an eine
Soljanka-Suppe, die man mir in den frühen 1990er Jahren in
Stendal bei Magdeburg vorgesetzt hatte und damals mit Käse
überbacken war.
Also wirklich appetitlich sah >>diese<< Suppe nicht
aus und in dieser Atmosphäre ein sehr fragwürdiges Unternehmen.
Aber: Man ist ja schließlich "flexibel" und zudem
hungrig und probiert haben sollte man das Gericht wenigstens.
Nach den ersten zaghaften "Verkostungen" mit misstrauisch
runzliger Stirn folgten (eigentlich bei allen) freundlich entspannte
Gesichter und man sah, dass es allen wirklich gut mundete. Tolles
Gericht! sehr schmackhaft! einfach sehr lecker! Alle am Tisch
lobten diese Suppe und die Frauen am Tisch wollten sich unbedingt
dieses Rezept besorgen.
Also:
Wer dieses Gericht einmal nachkochen möchte, hier das Rezept
für Seafood Chowder:
- 8 Personen, Zubereitungszeit etwa 1 Stunde 20 Minuten, Kochgeschirr
- 5 ltr. Topf
- 150 g gepulte Krabben
200 g Miesmuscheln
150 g gewürfeltes Lachsfilet
150 g anderes gewürfeltes Fischfilet (z.B. Kabeljau, Barramundi,
...)
125 g magerer gewürfelter Speck
2 mittelgroße gewürfelte Kartoffeln
1 mittelgroße gewürfelte Zwiebel
2 Stängel in Scheiben geschnittener Bleichsellerie
1,25 l Hühnerbrühe
40 ml Austernsauce (mit Vorsicht zu verwenden - sehr salzig)
350 ml Schlagsahne
250 ml trockener Weißwein Achtung, kann Alkohol oder Spuren
von Alkohol enthalten!
60 g Butter
1 Tasse Weizenmehl (Type 405)
1 EL getrocknete Petersilie
1 EL getrockneter Thymian
frisch geriebene Muskatnuss
frisch gemahlener Pfeffer
Salz
Zubereitung
- Schinkenwürfel im Topf bei mittlerer Hitze bräunen.
Butter zugeben und schmelzen lassen.
Zwiebel und Sellerie zugeben und glasig dünsten.
Etwa 1 l der Hühnerbrühe und die Kartoffeln zugeben,
kurz aufkochen und ca. 20 Minuten köcheln.
Mehl in der restlichen Hühnerbrühe klumpenfrei lösen
und zugeben.
Fische, Krabben, Muscheln, Thymian und Petersilie zugeben und
ca. 5 Minuten aufkochen.
Schlagsahne, Wein und Austernsauce zugeben, mit Salz, Pfeffer
und Muskat abschmecken und noch einmal kurz aufkochen.
Beilagen
- frisches, ofenwarmes Roggenbrot
Nach
der wirklich hervorragenden Seafood Chowder Fischsuppe gab es
zum Abschluss noch eine Tasse Kaffee und dann ging es ab zu den
anderen, die wie gesagt, auf der sonnigen Terrasse mit Meerblick
auf uns warteten. Ja, wir hatten in der schattigen verwaisten
Butze gesessen und die anderen ließen sich die Sonne auf
ihre nicht vorhandenen Bäuche scheinen lassen.
Weitläufig
ist es im und an diesem Hotel. Zwischen Terrasse und Küste
erstreckte sich noch ein sicherlich 40 bis 50 Meter langer Grünstreifen,
hergerichtet als Rasen, auf dem einige von uns mit einem Eis in
der Hand verweilten. Das atlantische Wasser hatte den Küstenstreifen
auf dieser Höhe zu einer kleinen Bucht geformt, in der Ferne
sah man auch einige Personen, die an einem Sandstrand badeten.
Wenn die leckere Suppe - gefühlt - auch nur einen kleinen
hohlen Zahn gefüllt hatte, so war dieser kleine Imbiss doch
nicht schlecht gewesen. Simone wartete schon im Bus, schließlich
stand noch der Besuch des Bunratty Folk Parks auf dem Programm
und dann sollte es ja noch weiter ins nächste Hotel nach
Limerick gehen.
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